· 

Die 21 Nocturnes von Frédéric Chopin

Lieber Frédéric, während ich dir diesen Brief schreibe, lausche ich deiner Musik über Kopfhörer.

Es war im Jahr 2009, als ich das erste Mal mit deiner Musik (bewusst) in Berührung kam. Recht spät für einen, der 1976 geboren wurde, ich weiß. Damals lud ich mir deine gesammelten Werke auf 15 CDs mit vielen anderen Werken der Klassik aus dem Internet herunter. Ich war wohl auf der Suche nach etwas, das mir bei der Konzentration half. Und irgendjemand hatte mir empfohlen, es mit klassischer Musik zu probieren. Ich war gerade in die letzte Phase meines Studiums eingetreten und die Magisterarbeit lag nun vor mir, ganz zu schweigen von den Prüfungen.

 

Unter all den Werken, die dann auf meinem Rechner lagerten, suchte ich nach einem Hinweis, nach einem Zeichen, welche Stücke davon für mich geeignet waren. Und da stolperte, ja fiel ich über den Begriff Nocturne. Ich mochte seinen Klang und seine Erscheinung, und hatte ihn mal in einem Gedicht benutzt, ohne dass ich seine Bedeutung gekannt hätte. Lieber Frédéric, deine Nachtstücke zogen mich an jenem Tag magisch an.

 

Kaum hatte ich die ersten Klänge deiner ersten Nocturne (1833) in b-Moll vernommen, dein Op. 9 No. 1, wie es heute genannt wird, beruhigte sich mein entzündeter Geist und ich konnte endlich die Welt ausblenden. Ich fokussierte mich mit solch einer Wucht und Vehemenz, dass ich erst Stunden später begriff, was da soeben geschehen war. Keine anderen klassischen Stücke haben je das vermocht, was deine Nocturnes mit mir anstellten.

 

Über die Jahre habe ich verschiedene Interpretationen dieser 21 Stücke gehört. Jeder Pianist und jede Pianistin gibt ihnen eine ganz individuelle Note, manche spielen sie schneller, manche langsamer, druckvoller oder zurückhaltender. Und auch wenn mir diese oder jene Interpretation gefiel, komme ich stets auf die Einspielung von Maria João Pires aus dem Jahre 1996 zurück, mit der alles angefangen hat.

 

Mittlerweile haben mich deine Nocturnes bei so vielen Texten und in so vielen Situationen meines Lebens begleitet, dass es müßig wäre, alle aufzählen zu wollen. Ich kann dir aber versichern, dass sie mich auch in Zukunft begleiten werden. So wie sie auch heute für mich da waren, mich dabei zu unterstützen, diesen Text zu verfassen.

 

Ich habe auch heute noch wenig Ahnung von klassischer Musik, und trotzdem bereiteten mir deine Nocturnes zumindest den Weg zu Beethoven, Bach und Mozart, von denen ich ausgewählte Stücke mittlerweile regelmäßig höre. Das heißt, deine Musik ist in mehr als einer Hinsicht ein Schlüssel in meinem Leben, den ich von ganzem Herzen schätze, ihn gefunden zu haben. Und dafür danke ich dir.


Notiz: Ich habe keine Rechte an den drei Fotos des heutigen Eintrags. Ich fand sie in den Tiefen des Internets bei Sheet Music, Wikipedia und eBay.

 

*Der Sonntag gehört meinen Lieblingswerken aus den Bereichen Film, Literatur, Musik, Malerei und Games.*

 


Hier spielt Maria João Pires den Anfang der ersten Nocturne live:


Und hier ist die Einspielung von 1996:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0