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Meine Wahl der Waffen (5): Die Software

Ein Computer und eine Tastatur sind bedeutungslos, wenn dir nicht die Buchstaben angezeigt werden, die du schreibst. Heutzutage so zahlreich, dass man schnell den Überblick verlieren kann, muss das Schreibprogramm manchmal einfach nur praktisch sein.


Aller Anfang

Es war Ende der Achtziger und ich verfügte über einen Haufen von Disketten. Keine Festplatte in Sicht. Ich lud die Amiga Workbench also geduldig und mühsam, bis ich endlich einen Text schreiben konnte. Ich bin der Meinung, ich weiß noch, welche Texte ich darin verfasste (hauptsächlich "John Sinclair"-Kopien). Aber ich erinnere leider nicht mehr die Schreib-Software, die ich darin nutzte. Es kann excellence!, WordPerfect, Final Writer oder etwas ganz anderes gewesen sein. Schade.


Wenigstens erinnere ich mich noch ganz genau an Microsoft Works und wie schnell ich mich daran gewöhnt hatte, damit zu arbeiten, wie gut der Workflow (haha!) gewesen war und was ich damit alles geschrieben habe. Ich erinnere mich an meine Romanprojekte, die Erzählungen und Kurzgeschichten, Hausarbeiten und mehr. Ganz allgemein lässt sich feststellen, meine erste richtig produktive Phase des Schreibens (von 1998 bis 2004) erlebte ich mit Microsoft Works auf einem 386er.

 

Die Amiga Workbench und das Microsoft Works decken bei mir insgesamt fast die ersten zwanzig Jahre meines Schreibens ab, von 1987 bis 2005. Ich kannte nichts anderes und ich muss zugeben, manchmal vermisse ich diese Unbeschwertheit, als eine Software nur Mittel zum Zweck gewesen war und nicht so etwas wie ein modisches Accessoire. Als man noch nicht die Qual der Wahl hatte wie im Supermarkt bei den Käse- oder Brotsorten.


Prüfung bestanden

Wer wie ich nach den Erfahrungen mit seinem Amiga auf einem PC den Pfad von Microsoft und Windows einschlägt, gerät nach Works unweigerlich an Word. So war es zumindest bei mir. Und wenn man sich das Geld sparen will, ebenfalls wie bei mir, dann lädt man sich eine kostenfreie Alternative wie OpenOffice herunter. Bis heute ist letzteres bei mir installiert, auch wenn ich darin keine Texte mehr verfasse.


Ich kannte Microsoft Word bereits aus der Uni, wo der Professor unseres Grundkurses darauf bestand, sämtliches Material online zur Verfügung zu stellen. Die Frage, womit ich zukünftig privat schreiben sollte, wenn ich nicht ständig in der Uni sein wollte, stellte sich erst, als ich meinen ersten Laptop erwarb. Das war 2005.

 

Einer meiner besten Freunde (Hey, Tom!), damals überzeugter Apple-Jünger, empfahl mir dann mit Open Office die kostenlose Word-Variante, wofür ich ihm bis heute dankbar bin. Ebenfalls dankbar bin ich ihm dafür, dass er mich ein paar Jahre später auf die Linux-Variante Ubuntu brachte, die meinen ersten Laptop vor dem Total-Absturz bewahrte. Open Office lässt sich auf allen gängigen Betriebssystemen installieren, sodass ich gleich weiterschreiben konnte, obwohl ich mich vorerst von Windows verabschiedet hatte.

 

Hier ist sie also, meine klare Empfehlung für alle, die kostenfrei und schnell ein zuverlässiges und multi-kompatibles Schreibprogramm benötigen. Mit Sicherheit gibt es heutzutage noch viele weitere dieser Art. Wie gesagt, die Qual der Wahl. Aber Open Office ist erstaunlich gut, vertraut mir. Doch warum benutze ich es dann nicht mehr?


Ohne Qual

Scrivener-Datei von "Portraits"
Scrivener-Datei von "Portraits"

Die Antwort lautet: Scrivener und Pages. Sauber, einfach und doch mächtig.

 

Bevor ich auf Scrivener zu sprechen komme, nur kurz zu Pages von Apple. Es ist ein großartig simples Schreibprogramm, das auf jedem Mac kostenfrei installiert ist. M. und ich sind vor einiger Zeit komplett auf Apple umgestiegen, also war es nicht einmal eine Frage der Wahl, sondern nur eine der Zeit, bis ich auch auf Pages umsteigen würde. Das rede ich mir zumindest ein.

Pages-Datei von "Charles"
Pages-Datei von "Charles"

Aber kommen wir zu Scrivener: ich entdeckte diese einmalige Software 2013, als ich mich zum ersten Mal als Self-Publisher probierte. Warum ich damals danach (oder allgemein nach einem weiteren Schreibprogramm) gesucht habe, weiß ich nicht mehr. Fest steht, ich habe Scrivener seit dieser Zeit nicht nur zum Schreiben, sondern vor allem zum Planen und Sortieren meiner Geschichten und auch zum Erstellen der E-Books benutzt. Scrivener ist nicht nur multi-kompatibel (zumindest auf Windows und Mac), sondern auch extrem vielseitig und flexibel. Wenn es ein Programm gibt, auf das ich nicht mehr verzichten möchte, seit ich es entdeckt habe, dann ist es Scrivener. Das ist jetzt unbezahlte Werbung. Meines Erachtens ist Scrivener in einem Zeitalter der Abo-Modelle den Einmal-Preis nicht nur absolut wert, es ist geradezu ein Schnäppchen. Und dafür bekommt man Qualitätsarbeit.

 

Im letzten Jahrzehnt habe ich darüber hinaus noch eine ganze Reihe von Schreibprogrammen ausprobiert (Papyrus, yWriter, Ulysses, Novel Factory usw.), aber ich kehrte immer wieder zu Scrivener zurück. Es war und ist meine Wahl der Waffe.


Die Reihe "Meine Wahl der Waffen" ist mit dem heutigen, fünften Teil vollständig: Füllfederhalter, Notizbuch, Schreibmaschine, Computer und Software. Vielleicht werde ich das Ganze mal in einem längeren Text zusammenfassen, vielleicht werde ich es dann verfilmen und in die Kinos bringen. Ich bin mir da noch nicht so sicher.

 

Und jetzt bist du dran: Welche Waffe(n) hast du gewählt? Oder haben sie dich gewählt?

 


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