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Inspiration, die mich schlägt

Mir mangelt es nicht an Ideen, das hat es noch nie. Inspirationen gibt es wie Steinchen im Sand. Doch nur, was mir auch ins Gesicht schlägt auf meiner Nicht-Suche, das will ich aufschreiben und erzählen.


© Christian Sidjani | März 2024
© Christian Sidjani | März 2024

Es ist wieder geschehen.

Am Montag hat mir eine Idee ins Gesicht geschlagen. Oder besser: Eine neue Idee hat eine alte Idee aus ihrem Kerker befreit, hat sich mit ihr vereint und ist zu einer größeren Idee gewachsen. Das sind die gefährlichen, denn sie wollen erzählt werden, ohne Kompromisse, bis zu den letzten Einzelheiten.

 

Ich weiß schon, die Metapher von der schlagenden Inspiration, dieser Gewaltausübung durch eine Idee klingt drastischer als es vielleicht sollte. Doch wie soll ich diesen Ruck, der mich durchfährt, sonst in Worte kleiden? Dieses nachhaltige Herzklopfen, das danach einsetzt? Und das erste, zaghafte Notieren, mit dem ich dann begann, eine Vorstufe noch des Skizzierens, ein einfaches Herantasten an das ganz Große? Dabei stets von der Angst befallen, mit jedem Wort, das ich niederschreibe, könnte sich die Idee wieder von mir entfernen. Was mich erst wie ein Raubtier ansprang, wirkt nun so scheu wie ein Reh. Doch selbst auf ihrem Rückzug, schlägt sie mich, diese Idee. Ruft, fang mich doch. Neckt mich.


Es ist ein freundliches, leidenschaftliches ins Gesicht schlagen, eine Gewalt ohne Aggression, ein vehementer, alles andere ausblendender Hinweis, dass ich mich nun auf diese eine Geschichte konzentrieren soll. Nichts anderes mehr. Ich weiß es jetzt, ich hatte es bereits geahnt.

 

Diese Idee, dieses noch recht fragile Konstrukt eines Prosa-Textes will in die Wirklichkeit überführt werden. Mit allen Mitteln. Wer bin ich denn, mich diesem Verlangen zu widersetzen? Ich habe sowieso keine Wahl.

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