Mein Rabe sagt mir, dass ich mich nicht mit dem begnügen muss, was ich bereits bekomme. Niemand muss das.
Es geht nur darum, Wege zu finden, etwas anders zu machen als bisher. Mein Rabe wird bald 15 Jahre alt, ich habe ihn also 2009 entdeckt, und seit er mich auf meinen Reisen begleitet, besitze ich
immer weniger und verfüge gleichzeitig über immer mehr.
Vielleicht hat der Rabe auch mich entdeckt, als ich im Kaufhaus (es muss im längst abgerissenen Karstadt in Barmbek gewesen sein) auf der Suche nach ihm war. Vielleicht hat er mich gerufen, wie
mich die Notizbücher immer zu sich gerufen haben.
2010 lösten wir meine Wohnung auf und reisten sieben Monate durch ein mir bisher wenig bekanntes Hamburg, Moorfleet, Wilhelmsburg, und über die Stadtgrenzen hinaus, auf Bauernhöfe und in
Kleinstädte hinein. Der Rabe war immer bei mir, darum nenne ich ihn meinen Gefährten. Den Titel hat er sich verdient.
Er war auch dabei, als ich wieder sesshaft wurde, und er ist es auch heute noch, in meinen Urlauben, wie in Schottland, der Schweiz oder Dänemark. Den Rest der Zeit wacht er über meine
Bücher.
Ich würde niemals einen echten Raben domestizieren, dafür bin ich nicht gemacht, und er wohl auch nicht. In dem Sinne ist der Rabe vielleicht doch mein Spatz in der Hand. Ich begnüge mich mit
einer Figur aus Plastik.