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"The Last of Us" von Naughty Dog

Lieber Bruce, lieber Neil, liebes Naughty Dog-Team,

 

es ist über zehn Jahre her, dass ich euer Game entdeckt habe, und es hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.



Meine Frau schenkte es mir kurz nach der Veröffentlichung. Ich erinnere mich, dass ich eine Weile brauchte, um mich auf „The Last of Us“ einzulassen. Seine Erzählweise war anders als alles, was ich zuvor gespielt hatte. Und ich hatte bis dahin eine ganze Menge gespielt, begonnen in den 80er Jahren auf einem Atari und einem Amiga.

Ich kannte Adventures, Action-Games, Survival, Strategie etc. Aber eure Mischung war mir neu. In „The Last of Us“ liegt eine Härte in den Kämpfen, die schmerzt, und die Geschichte um Ellie und Joel lässt den Spieler auch nach dem Abspann nicht mehr in Ruhe. So geradlinig die Geschichte fortjagt, so detailliert und tiefgründig ist die Lebensumwelt geschaffen.

Ihr kombiniert all das mit der Jagd nach Belohnungen fürs Hirn in Form von notwendigen, weil äußerst raren Materialien wie Medizin, Munition oder Geräteteile. Und der Spieler weiß nie, was als nächstes auf ihn zukommen mag. Hinter jeder Ecke lauert der wirklich anmutende Tod. In einer menschenfeindlichen Welt, in der ein Pilz die Infizierten rasend macht und die Überlebenden zu feindlichen Gruppen, erschafft ihr zwar die Hoffnung auf einen Neuanfang. Doch ob sie am Ende Bestand hat, müssen wir entscheiden.

Ellie und Joel, aber auch Nebenfiguren wie Tess, Bill oder Tommy werden durch ihre Dialoge und Handlungen, Motion Capture und die bereits zur damaligen Zeit ausgereiften Grafik genauso lebensecht und nahbar wie lieb gewonnene Figuren aus Filmen oder Serien. Kein Wunder also, dass sich Kreative dazu entschlossen, eine TV-Serie aus dem Stoff zu machen. Neu an diesem Game war und ist also vor allem, dass es tiefgründige, ambivalente Charaktere erzählt.

Ich sagte, ich brauchte eine Weile, um mich auf euer Game einzulassen. Es war schließlich Ellie, die das Eis brach, als sie sich selbst das Pfeifen beibrachte. Und wenn sie Joel auf ihrer gemeinsamen Höllenfahrt Flachwitze erzählte, löste das widerstreitende Gefühle in mir aus. Ganz so, wie es auch gute Literatur tun sollte.

Ich habe euer „The Last of Us“ seit seinem Erscheinen mehrfach durchgespielt, in allen drei Versionen, die davon erschienen sind. Wäre das Game ein Film, zählte es zu meinen Lieblingsfilmen. Wäre es ein Buch, dann … ihr versteht schon, was ich meine.

„The Last of Us“ ist etwas ganz Besonderes, und die vielen Preise und das bis heute anhaltende Fantum bestätigen meinen heutigen Brief in aller Deutlichkeit. Ich danke euch von ganzem Herzen für das, was ihr mit Herzblut zum Leben erweckt habt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich freue mich schon auf einen erneuten Durchlauf, auf das nächste New Game Plus.

Notiz: Auch „The Last of Us: Part Two“, die 2020 erschienene Fortsetzung, halte ich genauso für ein emotionales Meisterwerk. Es hat irgendwann einen eigenen Brief verdient.

*Der Sonntag gehört meinen Lieblingswerken aus den Bereichen Film, Literatur, Musik, Malerei und Games.*

 


Hier findet ihr den Original-Trailer zum Launch 2013:


Und hier ist ein unglaublich sehenswertes Making Of des Games. Von wegen Herzblut.

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