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Meine Wahl der Waffen (3): Die Schreibmaschine

Präziser als ein Stift markiert sie das Papier mit Buchstaben, Worten, Sätzen. Was für eine gefährliche Erfindung.



Ah, die erste Maschine, mit der ich je geschrieben habe. Ihre Geräusche und ihren Duft werde ich nie vergessen. Ich war elf Jahre alt, als ich die Schreibmaschine meines Großvaters in seinem Arbeitszimmer entdeckte. Ich weiß, das klingt wie ein Klischee, aber so ist es wirklich gewesen. Natürlich hatte ich seine Schreibmaschine bereits vorher gehört und gesehen. Aber erst als ich elf Jahre war, wollte ich sie selbst benutzen.

 

Es muss eine Olympia SM3 gewesen sein, ein ähnliches Modell benutzt Paul Auster für seine Schreibprojekte noch heute regelmäßig (wenn es ihm wieder besser geht, bestimmt, alles Gute weiterhin). Nach einer Weile brach das V ab und ich musste es regelmäßig per Hand ergänzen. Irgendwann bekam ich eine eigene Schreibmaschine. Aber dann war die erste Faszination bereits gebrochen.

 

Ich muss jetzt ehrlich sein, sonst lohnt sich das Schreiben darüber nicht. Auch wenn ich meine ersten, richtigen Gehversuche auf einer Schreibmaschine unternahm, ich kam meist nie über kürzeste Kurzgeschichten von weniger als einer Seite hinaus. Mit vier Seiten ist "Meine Schule" vielleicht eine Ausnahme und damit meine erste richtige Kurzgeschichte, verfasst mit zwölf oder dreizehn Jahren. Und nicht viel mehr Seiten umfasste mein erster abgebrochener Romanversuch "Fünf".

 

Viele Jahre später, 2012, aus Nostalgie und neu gefundener Inspiration, erwarb ich auf eBay eine Olympia Splendid 33, die ich schwarz lackierte und die auf den heutigen Fotos abgebildet ist. Es handelt sich um eine herkömmliche Reise-Schreibmaschine, wie sie viele Schriftsteller vor der Heimcomputer-Ära mit sich nahmen. Und ein Teil von mir wünscht sich in diese Zeit, die ich selbst bewusst nie erlebt habe.

 

Auch meine Splendid 33 habe ich nicht für viele Texte benutzt, aber wenigstens für ein paar längere. Und ich meine, sie sind besser geworden als meine ersten Geschichten, die ich als Teenager verfasst habe. Bis heute konnte ich mich nicht von dieser Schreibmaschine trennen, ein frisches Farbband wartet in meiner Schublade noch immer auf seinen Einsatz, und wer weiß, vielleicht brauche ich die Maschine später noch.

 

Manchmal, recht leise, vernehme ich ihren Ruf. Lockend, süßlich, wie der Geruch von frischer Druckerschwärze auf Papier.

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