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Heute vor elf Jahren: mein erstes Buch

Auf den Tag genau heute vor elf Jahren habe ich mein erstes Buch als Self-Publisher veröffentlicht. Keine zwei Jahre später, Ende 2014, erklärte ich das ganze Projekt für gescheitert. Eine Retrospektive - Teil 1


Die "verbesserte" Version des ursprünglichen Covers
Die "verbesserte" Version des ursprünglichen Covers

Eine logische Konsequenz

Es war also am 13. März 2013, als ich mein erstes Buch als Self-Publisher veröffentlichte. Heute glaube ich, dass es gar keine bewusste Entscheidung gewesen war, sondern nurmehr eine logische Konsequenz, die sich aus drei Faktoren ergab:

 

1. Die Veröffentlichungsplattform KDP (Kindle Direct Publishing) war erst vor Kurzem in Deutschland gestartet und hatte bereits in den USA den Buchmarkt insofern demokratisiert, dass wirklich jeder, der Texte verfasste, sie in wenigen Stunden nach dem Upload als elektronische Bücher zum Verkauf anbieten konnte.

 

2. Ich hatte mich gerade von meinem letzten Brotjob gelöst und war nun arbeitssuchend gemeldet, was mir eine gewisse zeitliche Freiheit bescherte.

 

3. Mein bis dahin wichtigstes Buchprojekt, die Mundsburg-Trilogie, hatte ich im Jahr davor beendet. Und den ersten Teil davon, "Stillmanns Münzen", hatte ich bereits in eine äußerst lesbare Form gebracht (wie ich zum damaligen Zeitpunkt fand).


Ein dilettantisch zusammengeschustertes Werk

Ich wollte schon lange etwas von mir veröffentlicht sehen, was über ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte hinausging, also traute ich mich wie bei einer arrangierten Hochzeit und hoffte, es würde schon gutgehen. Ich hatte weder Ahnung von Buchcover-Gestaltung noch vom Buchsatz oder von den Programmen, die ich für das Formatieren von elektronischen Büchern benötigte.

 

Ich las die KDP-eigene Anleitung, experimentierte in GIMP mit einem Foto, das jene Straße abbildete, in der M. und ich früher gewohnt hatten und in der auch meine Hauptfigur aus "Stillmanns Münzen" wohnt. Schließlich lud ich meinen Text als Word-Datei in den Äther, verpasste ihm ein unnötiges Inhaltsverzeichnis und ließ ihn von dem Anbieter ins richtige Format konvertieren, was unprofessioneller nicht hätte sein können. Mein erstes E-Book war ein dilettantisch zusammengeschustertes Werk, das darüber hinaus noch unangenehm viele Rechtschreibfehler aufwies.

 

Bis auf den Inhalt ließen sich mir damals wohl fast alle Vorwürfe machen, mit denen sich viele Self-Publisher konfrontiert sahen, bevor sich die Szene professionalisierte. Mir ist diese erste Veröffentlichung heute zwar nicht peinlich, schließlich musste ich alle Erfahrungen genau so machen, um mich weiterzuentwickeln, aber ich bin sicherlich auch nicht stolz auf sie.


Unheilige Trinität

Das Original
Das Original

Bei "Stillmanns Münzen" handelt es sich um eine im klassischen Stil verfasste Schauernovelle, deren Inhalt sich schwer zusammenfassen lässt. Es mag niemanden überraschen, dass sich das E-Book nicht verkaufte. Mich am allerwenigsten. Schlechtes Cover, keine Werbung, unbekannter Autor. Die unheilige Trinität des Self-Publishers.

 

Nur für einen Moment konnte ich mich daran erfreuen, mein Buch im Online-Shop gelistet zu sehen, sobald ich meinen Namen ins Suchfeld eingegeben hatte. Doch was ist eine Veröffentlichung eigentlich wert, die niemanden interessiert? Meinem Traum, vom Schreiben leben zu können, war ich jedenfalls keinen Schritt näher gekommen.

 

Das war mein 13. März 2013. Alles Gute zum Jahrestag, Albträumer.

 

 


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