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"The Division" von Massive Entertainment

Lieber Magnus, lieber Julian,

auch wenn euer Game eigentlich als MMO konzipiert worden ist, habt ihr mir die intensivste Single-Player-Erfahrung meines Lebens beschert.


Es war Ende 2015, also noch vier ganze Jahre bis zum Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie, als ihr von einer USA erzähltet, in der Terroristen ein Virus über Dollar-Scheine verbreiteten. Damit brachten sie beinahe das fragile Konstrukt, das wir Gesellschaft nennen, zum Einsturz. Jedenfalls hatten die Terroristen es tödlich verwundet, was auch deren Ziel gewesen war. Aus den Trümmern erwuchsen mehrere Gruppen. Neben den Schwächsten und Wehrlosen leider vor allem welche, die das Machtvakuum für sich selbst nutzen wollten und bald darauf mit Gewalt ganze Stadtgebiete kontrollierten.

 

Alles begann in New York. Und dort wird auch der Spieler hingeschickt, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Ein klassischer Western-Ansatz. Für jemanden wie mich, der mit 80er Jahre Actionhelden aufgewachsen ist, war das die Möglichkeit, einmal in so eine Rolle zu schlüpfen. Noch dazu in einem Setting, das mich wegen seiner Düsternis und seinem Realismus direkt ansprach.

 

Ich weiß, es gibt eine Unmenge an Shootern, aber keiner hat mich davor oder danach je wieder so gepackt (außer eure eigene Fortsetzung "The Division 2"). Neben der Geschichte, die vor allem in den Details und der Umgebung erzählt wird, war es das Spielsystem an sich, das mich nicht mehr losließ.

In einer offenen Welt, immer auf der Suche nach den nächsten Materialien, Kleidungsstücken und Waffen, die meine Fähigkeiten verbessern, haste ich von einem Auftrag zum nächsten. Alles nur, um den Überlebenden zu helfen und meinerseits ein System zu etablieren, das nicht zerstören, sondern wieder aufbauen will.

 

Um seine Aufträge zu erfüllen, liefert sich der Spieler an nahezu jeder Ecke immer wieder intensive Feuergefechte mit dem Gegner. Wenn der Spieler denn alleine unterwegs ist. Gemeinsam kann man seine Kräfte bündeln, auf sich aufpassen und sich retten, wenn man am Boden liegt. Ich entschied mich dagegen.

 

Wie ich schon erwähnte, "The Division" habt ihr zwar als MMO entwickelt, als ein Koop-Spiel. Aber ihr habt Leuten wie mir die Wahl gelassen, auch alleine unterwegs zu sein. Wie die Ein-Mann-Armeen, die ich aus dem Actionkino der 80er Jahre kannte.


Lieber Magnus, lieber Julian, das war aber noch nicht die ganze Wahrheit, warum mich euer Game so dermaßen fasziniert hat, und noch heute fasziniert, das ich gerne wieder im winterlichen New York (aber auch im sommerlichen Washington D.C. aus dem zweiten Teil) unterwegs sein möchte. Es sind all die Geschichten und das Merchandise, die zu "The Division" erhältlich sind, die das Erlebnis vervollständigen.

 

Ich weiß, dass ihr beiden dafür nicht alleine verantwortlich seid, und so bleibt mir an dieser Stelle nur, mich auch beim gesamten Team von Massive Entertainment zu bedanken, aber auch beim Publisher Ubisoft, der wieder und wieder Autoren beauftragt hat, die Welt des Games in die echte zu überführen, oder umgekehrt.

 

Dazu ein Beispiel: der postmoderne Roman "New York Collapse" von Alex Irvine, ein Survival-Guide, in den eine Überlebende ihre Erfahrungen während des Virus-Ausbruchs als Notizen am Rand geschrieben hat. Sie heißt April Kelleher und der Spieler findet ihre Spuren in der Welt des Games, Hinweise darauf, wo sie unterwegs gewesen war, nachdem sie ihre Notizen im Buch beendet hatte.

 

Die Welt von "The Division" wurde auch mit anderen Romanen und Hörspielen erweitert, wovon ich "Hearts on Fire" von Kc Wayland hervorheben möchte. Es erzählt quasi die Vorgeschichte zum ersten Game aus der Sicht eines weiblichen Division-Agents. Die Karte liegt ausgebreitet vor mir und ich trinke aus dem Becher, während ich dem Hörspiel lausche. Das ist fast genauso immersiv, als würde ich mir die Kopfhörer aufsetzen, um im Game zu verschwinden.


Lieber Julian, du bist vor ein paar Monaten zum ausführenden Produzenten des gesamten "The Division"-Franchises ernannt worden. Beinahe fertig sind ja bereits der mobile Ableger "Resurgence" und das Free-to-Play "Heartland". Die werden sicherlich gut zur Überbrückung dienen. Sehnsüchtig aber warte ich, und da bin ich wohl nicht der einzige, auf den dritten Teil des Hauptspiels, der wie nebenbei letztes Jahr angekündigt wurde.

 

Ich bin bereit, wieder in deine/eure Welt zu ziehen, ein letztes Mal vielleicht, bevor ich zu alt bin für die Herzkammerflimmern auslösenden Gefechte. Aber was sein muss, muss sein. Extremis Malis, Extremis Remedia.

 

*Der Sonntag gehört meinen Lieblingswerken aus den Bereichen Film, Literatur, Musik, Malerei und Games.*


Vielleicht der allererste richtige Trailer zu "The Division" von 2014:


Interview mit Alex Irvine über "New York Collapse":


Ein kleines Making Of zum Hörspiel "Hearts on Fire":


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