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"Schon tot" von Denis Johnson

Lieber Denis,


dein Roman „Schon tot“ (1997) begleitet mich nun schon seit über 20 Jahren, ich besitze ihn mittlerweile in drei verschiedenen Ausgaben. Eine Kurzrezension im Spiegel Ende 2000 animierte und motivierte mich, ja, sie befahl mir sozusagen, dein Buch sofort zu kaufen, damals für 49,80 Mark. Mein ursprüngliches Exemplar habe ich leider weggegeben, dafür erwarb ich vor ein paar Jahren eine noch eingeschweißte Ausgabe, die ich bis heute nicht geöffnet habe.

Die Atmosphäre, die du in Mendocino County, Kalifornien erschaffst, und die Figuren, die du mit diesem Stück Land bevölkerst, zogen mich in ihren Bann. Die gut 640 Seiten verschlang ich damals innerhalb weniger Tage.

 

Seit seinem Erscheinen auf Deutsch habe ich „Schon tot“ bereits mehrmals gelesen. Und jedes Mal wird mir aufs Neue bewusst, dass ich noch längst nicht alle Geheimnisse deines Romans ergründet habe. Auf den ersten Blick erscheint er wie ein moderner Noir-Krimi mit metaphysischem Einschlag. Schaut man tiefer, entblättern sich deine Ideen wie eine Femme Fatale, bevor sie den Detektiv an den Bösewicht verrät.


Dein Buch, ja, dein gesamtes Werk hat mich verändert, als Leser und als Mensch. Dein Opus magnum „Ein gerader Rauch“ war meine erste erwachsene, literarische Liebe. Deine Novelle „Train Dreams“ ist einer ganzen Generation an Romanen in Dichte und Tiefe weit überlegen. Gerne würde ich auf alle deine 12 Prosa-Werke eingehen. Ein andermal vielleicht. Du bist und bleibst einer meiner wichtigsten Begleiter (deine drei Hinweise für Schriftsteller hängen bei mir an der Wand). Ich bedauere es zutiefst, dass du am 24. Mai 2017 verstorben bist. Ruhe in Frieden.

*Der Sonntag gehört meinen Lieblingswerken aus den Bereichen Film, Literatur, Musik und Malerei.*

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